SAP GTS Berechtigungen: Der Schlüssel zu Compliance und Effizienz im internationalen Handel

Ein effektives Berechtigungskonzept in SAP GTS ist entscheidend für die Einhaltung internationaler Handelsvorschriften und die Sicherheit sensibler Daten. Durch gezielte Rollenvergabe lassen sich Compliance-Risiken minimieren und Prozesse effizient steuern.

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Fachartikel, Finance & Compliance

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SAP GTS Berechtigungen

Einführung: Warum SAP GTS?

In einer zunehmend globalisierten Wirtschaft sind Unternehmen mit einer Vielzahl komplexer internationaler Handelsvorschriften konfrontiert. Politische Entscheidungen führen immer wieder zu Gesetzesänderungen, die Unternehmen zwingen, sich binnen kürzester Zeit an neue, gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen. Zur Novellierung bestehender gesetzlicher Grundlagen und zur gesetzeskonformen Implementierung neuer Rechtsgrundlagen nutzen viele Unternehmen die von der SAP zur Verfügung gestellte Lösung Global Trade Services, kurz SAP GTS.

Vorteile von SAP Global Trade Services

SAP Global Trade Services (SAP GTS) bietet Unternehmen eine leistungsstarke Plattform zur Automatisierung und Optimierung ihrer außenwirtschaftlichen Prozesse. Durch die Automatisierung komplexer Zoll- und Außenhandelsvorgänge werden manuelle Eingaben signifikant reduziert, was nicht nur die Fehleranfälligkeit minimiert, sondern auch die Effizienz steigert. Gleichzeitig unterstützt SAP GTS Unternehmen bei der Einhaltung internationaler Handelsvorschriften, Exportkontrollgesetze und Zollbestimmungen – ein entscheidender Faktor zur Vermeidung von Compliance-Risiken.

Darüber hinaus erleichtert die Lösung die korrekte Klassifizierung von Waren, die präzise Berechnung von Zöllen und Steuern sowie die Erstellung aller erforderlichen Handelsdokumente. Eine zentrale Plattform ermöglicht die Echtzeitüberwachung und -steuerung grenzüberschreitender Transaktionen und sorgt so für Transparenz und Kontrolle entlang der gesamten Lieferkette.

Die nahtlose Integration in bestehende SAP ERP-Systeme, insbesondere SAP S/4HANA, gewährleistet eine konsistente Datenbasis und durchgängige Prozesse. Ergänzend dazu trägt die kontinuierliche Überwachung von Embargo- und Sanktionslisten zur frühzeitigen Identifikation und Vermeidung potenzieller Risiken bei. Nicht zuletzt beschleunigt SAP GTS die Abwicklung von Zollformalitäten erheblich – ein Vorteil, der sich direkt in kürzeren Lieferzeiten und einer gesteigerten Kundenzufriedenheit niederschlägt.

Funktionsbereiche von SAP GTS

SAP Global Trade Services deckt eine Vielzahl spezialisierter Funktionsbereiche ab, die Unternehmen bei der Einhaltung außenwirtschaftlicher Vorschriften und der effizienten Abwicklung internationaler Handelsprozesse unterstützen:

Compliance Management

Überwachung von Sanktionslisten und Embargos

Customs Management

Zollabwicklung und -dokumentation

Risk Management

Bewertung und Verwaltung von Handelsrisiken

Preference Management

Verwaltung von Präferenzabkommen

Licensing

Verwaltung von Import-/Exportlizenzen

Tarifierung

Klassifizierung von Waren zur Ermittlung von Zollsätzen und Zollvorschriften

Bedeutung von Berechtigungen im SAP GTS

Im GTS verarbeitete Daten können vertrauliche Geschäftsinformationen, sensible Kunden- und Lieferantendaten sowie Informationen über regulierte Güter umfassen. Ein unkontrollierter Zugriff auf diese Daten oder die Möglichkeit, Compliance-relevante Einstellungen zu ändern, birgt für ein Unternehmen erhebliche Risiken:

Bedeutung

Compliance-Verstöße

Unberechtigte Änderungen von Klassifizierungen, Ausfuhrgenehmigungen oder Geschäftspartnerdaten können zu Verstößen gegen Exportkontrollgesetze oder Zollvorschriften führen

Finanzielle Strafen

Nicht-Einhaltung von Handelsvorschriften kann immense Geldstrafen, den Entzug von Exportprivilegien und Reputationsschäden nach sich ziehen

Datenlecks und Betrug

Sensible Handelsdaten können manipuliert und entwendet werden

Ineffizienz und Fehler

Fehler in der Datenerfassung können zu Verzögerungen im Prozessablauf führen und damit zum Wettbewerbsnachteil

Audit-Mängel

Eine unzureichende Dokumentation und Steuerung von Berechtigungen können zu Mängeln bei internen und externen Audits führen

Ein durchdachtes Berechtigungskonzept in SAP GTS ist daher unerlässlich, um die Integrität der Daten zu gewährleisten, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherzustellen und die Effizienz der Handelsprozesse zu optimieren.

Effektives Berechtigungsmanagement im GTS

Was generell für Zugriffsberechtigungen im SAP gilt, gilt auch im SAP GTS. Ein wirksames Berechtigungskonzept in SAP GTS basiert auf einem rollenbasierten Ansatz, bei dem den Anwendern ausschließlich die Zugriffsrechte zugewiesen werden, die sie zur Ausübung ihrer Aufgaben benötigen. Dieses sogenannte Need-to-Know-Prinzip stellt sicher, dass sensible Daten und Funktionen nur autorisierten Personen zugänglich sind. Ein zentrales Element dabei ist die Trennung von Aufgaben (Segregation of Duties, SoD), die potenzielle Interessenskonflikte vermeidet und das Risiko von Fehlverhalten oder Manipulation reduziert.

Um den unterschiedlichen Anforderungen innerhalb eines Unternehmens gerecht zu werden, erfolgt die Vergabe von Berechtigungen über modular aufgebaute Rollen, die sich an den jeweiligen Funktionsbereichen orientieren. Darüber hinaus ist es in international tätigen Unternehmen unerlässlich, länderspezifische Rollen zu definieren, da sich Compliance Anforderungen, gesetzliche Vorgaben, Zollvorschriften und Präferenzabkommen je nach Region erheblich unterscheiden können. Dieser länderspezifisch ausgerichtete Berechtigungsansatz entlang der GTS-Funktionsbereiche bildet die Grundlage für ein wirkungsvolles, sicheres, transparentes und revisionssicheres Berechtigungsmanagement im SAP GTS.

Best Practices für die Implementierung und Verwaltung

Ein effektives Berechtigungsmanagement beginnt mit einer fundierten Anforderungsanalyse und der klaren Definition von Rollen, die sich an den tatsächlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Nutzer orientieren. Dabei ist die konsequente Trennung von Aufgaben (Segregation of Duties, SoD) ein zentrales Prinzip, um Interessenskonflikte zu vermeiden und die Compliance-Anforderungen zu erfüllen.

Die rollenbasierte Vergabe von Berechtigungen gewährleistet, dass jeder Nutzer ausschließlich Zugriff auf die für ihn relevanten Funktionen erhält. Dabei spielt die Granularität der Berechtigungen eine entscheidende Rolle: Je präziser die Zugriffsrechte definiert sind, desto besser lassen sich Sicherheitsrisiken minimieren. Ergänzend dazu ist eine umfassende Dokumentation aller GTS-Rollen unerlässlich, um Transparenz zu schaffen und die Nachvollziehbarkeit im Rahmen von Prüfungen sicherzustellen.

Ein nachhaltiges Berechtigungskonzept erfordert zudem eine regelmäßige Überprüfung und Auditierung der vergebenen Rollen und Rechte, um Veränderungen in der Organisation oder im Systemumfeld zeitnah abzubilden. Ebenso wichtig ist die Schulung und Sensibilisierung der GTS-Anwender, um ein Bewusstsein für sicherheitsrelevante Aspekte und die Bedeutung korrekter Berechtigungen zu schaffen. Zur technischen Unterstützung empfiehlt sich der Einsatz von SAP GRC oder vergleichbaren Lösungen, die eine systematische Verwaltung, Überwachung und Analyse von Berechtigungen ermöglichen.

SAP Fiori – Die Zukunft der Benutzererfahrung in SAP-Systemen

Auswirkungen der neuen SAP Fiori User Experience auf das Berechtigungskonzept

Mit der Einführung der neuen SAP Fiori User Experience stehen den Anwendern 15 moderne Fiori-Apps zur Verfügung, die mehr als 70 klassische SAP GUI-Transaktionen ersetzen. Diese tiefgreifende Veränderung in der Benutzerführung macht ein vollständiges Re-Design der bestehenden Berechtigungsrollen erforderlich, da die bisherigen Transaktionscodes nicht mehr eins zu eins abgebildet werden können.

Eine einfache Übertragung des bisherigen Berechtigungskonzepts im Sinne einer 1:1-Kopie ist daher nicht empfehlenswert. Vielmehr müssen die neuen Fiori-basierten Außenhandelsprozesse sorgfältig analysiert und in das Berechtigungskonzept integriert werden. Dabei ist zu beachten, dass die veränderte Nutzung und Struktur der Fiori-Apps auch Auswirkungen auf das SAP-Lizenzmodell haben kann – insbesondere im Hinblick auf die Lizenzierung nach tatsächlicher Nutzung und Funktionsumfang.

Weitere Informationen über den Einfluss von Berechtigungen auf das SAP-Lizenzmodell finden sich hier ↓

S4HANA-Transformation-Hintergrund

Best Practices beim Umstieg auf S/4HANA

Im Zuge der Umstellung auf SAP Fiori empfiehlt sich die Zusammenführung von ABAP- und Fiori-Berechtigungen in einer konsolidierten Rolle, die sich an klar definierten Jobfunktionen orientiert. Dieser integrative Ansatz reduziert nicht nur die Komplexität der Rollenpflege, sondern sorgt auch für eine höhere Transparenz und Wartbarkeit im Berechtigungsmanagement. Durch die Bündelung beider Technologien in einer einheitlichen Rollenstruktur lässt sich der administrative Aufwand deutlich minimieren, ohne dabei die funktionale Trennschärfe oder Compliance-Anforderungen zu vernachlässigen.

Allgemeine Informationen zur Optimierung von SAP-Berechtigungen bei der Umstellung auf S/4HANA finden sich hier

Fazit: Berechtigungsmanagement als Erfolgsfaktor im SAP GTS

SAP Global Trade Services (SAP GTS) ist eine leistungsstarke Lösung zur Steuerung und Optimierung internationaler Außenhandelsprozesse. Um das volle Potenzial dieser Plattform auszuschöpfen, ist ein sorgfältig konzipiertes, implementiertes und kontinuierlich gepflegtes Berechtigungskonzept unerlässlich. Ein proaktives Berechtigungsmanagement stellt dabei nicht nur eine technische Notwendigkeit dar, sondern bildet eine strategische Grundlage für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, die Minimierung von Risiken und die Steigerung operativer Effizienz im globalen Handel.

In diesem Kontext ist ein effizientes und effektives Rollen- und Rechtekonzept weit mehr als ein Sicherheitsinstrument – es ist ein integraler Bestandteil jeder GTS-Sicherheitsstrategie und ein entscheidender Hebel zur Sicherstellung von Compliance und Wettbewerbsfähigkeit.

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