Zentralisierung der Strombilanzierung: Der MaBiS-Hub und seine Auswirkungen auf VNB, MSB und BKV

Die Einführung von MaBiS 3.0 und des zentralen MaBiS-Hubs markiert einen Wendepunkt in der Energiewirtschaft. Der bisher dezentrale Prozess der Bilanzierung wird durch eine zentrale Plattform ersetzt – mit weitreichenden Auswirkungen auf Verteilnetzbetreiber (VNB), Messstellenbetreiber (MSB) und Bilanzkreisverantwortliche (BKV). Doch was bedeutet das konkret für Unternehmen? Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich? Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe der Umstellung, ihre Vorteile und was Unternehmen tun können, um sich bestmöglich darauf einzustellen.

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Energiewirtschaft, Fachartikel

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MaBiS-Hub und seine Auswirkungen auf VNB, MSB und BKV

MaBiS-Hub: Die Zukunft der Strombilanzierung

Mit der Einführung des MaBiS-Hubs wird die Strombilanzierung zentralisiert und effizienter gestaltet. Der neue Standard ersetzt die bilaterale Kommunikation zwischen Marktrollen für die BKA-Prozesse durch eine zentrale Datenplattform. Ziel ist es, Prozesse zu automatisieren, Fehlerquoten zu reduzieren und die Marktkommunikation transparenter zu machen. Unternehmen müssen sich frühzeitig auf neue Anforderungen wie die Anbindung an den MaBiS-Hub und höhere Datenqualitätsstandards vorbereiten. Dieser Artikel erklärt die Hintergründe, zeigt die konkreten Auswirkungen auf Verteilnetzbetreiber, Messstellenbetreiber und Bilanzkreisverantwortlicher und gibt Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung.

Warum eine grundlegende Änderung der Bilanzierungsverfahren nötig ist

Status Quo und Herausforderungen

Derzeit erfolgt die Aggregation von Energiemengen dezentral über Netzbetreiber und Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Diese fragmentierte Verantwortung führt zu:

  • Hohen administrativen Aufwänden durch bilaterale Abstimmungsprozesse
  • Erhöhtem Fehlerpotenzial bei der Datenübermittlung
  • Verzögerungen in der Marktkommunikation

Rechtliche und technologische Treiber

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) verfolgt mit MaBiS 3.0 eine klare Zielsetzung:

  • Vereinheitlichung der Prozesse durch eine zentrale Plattform
  • Erhöhung der Datenqualität durch standardisierte Prüfmechanismen
  • Bessere Nachvollziehbarkeit und Compliance mit Datenschutzrichtlinien

Ein wesentlicher Treiber ist die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben nach § 52 Absatz 3 MsbG, insbesondere im Hinblick auf die DSGVO-konforme Pseudonymisierung personenbezogener Daten. Die BNetzA nutzt zudem die Gelegenheit, bestehende Regelungen zur MaBiS grundlegend zu überarbeiten und mit neuen technologischen Möglichkeiten zukunftsfähig auszurichten. Dabei baut das Festlegungsverfahren auf der kürzlich erlassenen BNetzA-Festlegung BK6-24-174 auf, die sich mit der Marktkommunikation und der Übermittlung von Zählerstandsgängen beschäftigt.

Der MaBiS-Hub setzt genau hier an: Er bündelt die Kommunikation zwischen Marktrollen und reduziert komplexe Abstimmungsprozesse.

Das MaBiS-Hub-Konzept im Detail

Funktionsweise und Vorteile

Der MaBiS-Hub dient als zentrale Schnittstelle für die Bilanzkreisabrechnung. Konkret bedeutet das:

  • Automatisierte Validierung und Plausibilitätsprüfungen für konsistente Datenqualität
  • Wegfall der bilateralen Kommunikation – alle Marktrollen kommunizieren über den Hub. Die Pseudonymisierung erfolgt nun durch numerische Codes statt Malo-IDs.
  • Neue Zeitreihenlogik mit 15-Minuten-Intervallen für präzisere Abrechnungen
  • Sicherstellung der Datenschutzanforderungen durch Anonymisierung personenbezogener Daten

Durch diese Maßnahmen wird eine effizientere, transparentere und fehlerresistentere Marktkommunikation ermöglicht.

Auswirkungen auf Marktrollen – Was bedeutet das für VNB, MSB und BKV?

Auswirkungen

Marktrolle

Änderungen durch den MaBIS-Hub

Verteilnetzbetreiber (VNB)

Reduzierter Abstimmungsaufwand, zentralisierte Datenverarbeitung

Messstellenbetreiber (MSB)

Direkte Anbindung an den Hub, höhere Anforderungen an Datenqualität

Bilanzkreisverantwortliche (BKV)

Schnellere und genauere Bilanzkreisabrechnung

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) setzt sich aktiv für eine praxisnahe Umsetzung ein. In seiner Stellungnahme betont er, dass die geplante Pseudonymisierung ein wichtiger Schritt ist, um die DSGVO-Anforderungen zu erfüllen und eine sichere sowie effiziente Marktkommunikation zu gewährleisten.

Fazit: MaBiS 3.0 als Chance für Digitalisierung und Effizienz

Die Einführung des MaBiS-Hubs ist ein wichtiger Schritt zur Automatisierung und Effizienzsteigerung der Marktkommunikation in den BKA-Prozessen.

Um den Übergang reibungslos zu gestalten, sollten Unternehmen:

  • Frühzeitig ihre IT-Systeme und Schnittstellen anpassen
  • Schulungen für Fachabteilungen durchführen
  • Proaktive Tests mit dem MaBiS-Hub einplanen

MaBiS 3.0 ist nicht nur eine regulatorische Anpassung, sondern eine notwendige Maßnahme, um die Marktkommunikation effizienter und zukunftssicher zu gestalten.

Convista unterstützt Unternehmen dabei, sich frühzeitig auf diese Veränderungen vorzubereiten – mit maßgeschneiderten IT-Lösungen und Branchenexpertise.

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Ingo Tiede
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