Anhebung des Höchstrechnungszinses 2025 & die Auswirkungen für Versicherer

Der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung soll ab 2025 bei 1 % liegen. Wir geben eine erste Einschätzung, was diese Änderung für die Versicherungsbranche mit sich bringt.

Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert:

Aktuariat, Fachartikel, Versicherungswirtschaft

1 Min. Lesezeit
Höchstrechnungszins Anhebung von 2023 bis 2025

Der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung soll ab 2025 bei 1% liegen. Das hat das Bundesfinanzministerium beschlossen und folgt damit einer Empfehlung der DAV. Dies ist die erste Anhebung des Höchstrechnungszinses seit 1994. Aktuell liegt der für Lebensversicherungen maximal anbietbare Garantiezins bei 0,25 %. Der Höchstrechnungszins ist für die Kalkulation von Lebensversicherungsprodukten maßgeblich. Welche Auswirkungen zieht die Erhöhung für Lebensversicherer nach sich? Eine erste Einschätzung.

Wie hat sich der Höchstrechnungszins in den letzten Jahren entwickelt? 

In den 1990er-Jahren lag der Höchstrechnungszins in der Spitze noch bei vier Prozent. Seitdem ist der Höchstrechnungszins in den letzten Jahren stetig gesunken. Die letzte Anpassung erfolgte 2022. Seitdem dürfen Versicherer im Neugeschäft nur noch Produkte anbieten, die auf Basis des Garantiezinses von 0,25 Prozent berechnet wurden.

Grafik GDV zur Entwicklung des Höchstrechnungszinses seit 1994
Quelle: GDV

Warum wird der Höchstrechnungszins steigen?

Hintergrund sind vor allem die aktuellen Zinserhöhungen der Zentralbanken, die sich auch auf den Anleihemarkt ausgewirkt haben. Laut Pressemitteilung der DAV wird aufgrund von Deglobalisierungstendenzen, anhaltenden demografischen Trends und der Zunahme exogener Schocks (Covid-19 Pandemie, Energiekrise, dem anhaltenden russischen Angriffskrieg) von einem zumindest mittelfristig höheren Zinsniveau ausgegangen.

 

Welche Folgen hat der steigende Höchstrechnungszins für Versicherer?

Für das Neugeschäft

Es ist davon auszugehen, dass zumindest alle größeren Versicherer ihren Garantiezins im Neugeschäft entsprechend anpassen werden. Jedoch werden Sparprodukte für die Altersvorsorge dadurch vermutlich nicht wieder in den Fokus der Kundinnen und Kunden rücken, da der Garantiezins im Vergleich zum Zinsniveau am Kapitalmarkt weiterhin gering bleibt. Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge wird es für die Versicherungsunternehmen wieder einfacher, entsprechende Garantien abzubilden. Jedoch haben sich hier – wie bei der privaten Altersvorsorge – inzwischen auch indexgebundene Varianten durchgesetzt. Damit ist fraglich, ob die Anhebung des Höchstrechnungszinses eine Rückkehr zu rein klassischen Produkten begünstigt.

Für das Bestandsportfolio

Neben den Tarifen des Neugeschäftes hat die Erhöhung des Höchstrechnungszins auch Auswirkungen auf das Bestandsportfolio. Für das Bestandsportfolio ist eine genaue Umkehr der Effekte der letzten Senkung des Höchstrechnungszinses zu erwarten: die Rentenfaktoren könnten wieder steigen und Dynamiken mit den neuen Rechnungsgrundlagen mit höherem Garantiezins erfolgen und sich so positiv für Versicherungsnehmer auswirken. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass diese Änderungen durch die AGBs gedeckt sind.

Fazit: Nimmt mit der Erhöhung des Höchstrechnungszinses die klassische Lebensversicherung wieder Fahrt auf?

Insgesamt bleibt abzuwarten, ob der Höchstrechnungszins von 1 % zu einer Renaissance der klassischen Lebensversicherung führt. Es liegt die Vermutung nahe, dass Versicherungsnehmer in dieser schnelllebigen Zeit vorsichtig agieren und angesichts deutlich höherer Zinsen am Kapitalmarkt weiterhin von klassischen Lebensversicherungen als Kapitalanlage Abstand nehmen.

Detailliert beleuchten wir die Frage im Blog-Beitrag „Renaissance der Lebensversicherung“. Klicken Sie gerne mal rein.

Autor

Marten Reiberg ist bei der Convista in der aktuariellen Beratung tätig und hat zuvor mehrjährige Erfahrung in Erstversicherungsunternehmen gesammelt. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der aktuariellen Bestandsverwaltung und in der Einführung neuer Bestandsverwaltungssysteme. 

Marten Reiberg

Manager

Marten Reiberg

Episode 45: IT-Architektur und -Integration

Veröffentlicht am 04.12.2025

Episode 45: IT-Architektur und -Integration: End-to-End ist kein Projekt – es ist eine Haltung

In der aktuellen Episode spricht Hans-Peter Holl mit Julian Markopolsky, neuem Managing Partner und branchenbekannten Experten mit weitreichender Erfahrung in den Themen Ökosysteme, IT-Architektur und Plattformintegration im Kernversicherungsumfeld.

Smart Sourcing

Veröffentlicht am 18.11.2025

Smart Sourcing: IT-Kompetenz für Versicherer

Smart Sourcing baut auf etablierten Nearshoring-Modellen auf und hilft Versicherern, IT-Fachkräftemangel und komplexe Transformationsprojekte besser zu bewältigen. Durch die Kombination aus Standortvorteilen, Fachbereichsnähe, Sprachkompetenz und Branchenwissen werden IT-Projekte planbarer und effizienter.

S4HANA Treasury Implementierung
Blockchain Technology Concept, Revolutionizing Industries, Exploring the Boundless Potential of Blockchain Technology for Secure, Decentralized Transactions and Immutable Digital Data Management

Veröffentlicht am 18.11.2025

S/4HANA Transformation? Treasury schafft echten Mehrwert

Die Migration auf SAP S/4HANA ist für viele Unternehmen ein zentrales Zukunftsprojekt – technologisch, strategisch und prozessual. Häufig liegt der Fokus dabei auf der Modernisierung von Kernprozessen wie Finance, Controlling oder Logistik. Doch in vielen S/4HANA-Projekten bleibt Treasury ein blinder…