Green Finance: Die Veränderung der Finanzstrategie
Die Finanzwelt wandelt sich tiefgreifend durch die drängenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, insbesondere den Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit. Diese Probleme beeinflussen nicht nur Umwelt und Gesellschaft, sondern haben auch erhebliche Auswirkungen auf das globale Finanzsystem. Unternehmen und Investoren richten ihren Fokus zunehmend auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG), was die Finanzstrategien grundlegend verändert. Dies ist entscheidend, da es nicht nur die Art der Geldanlage, sondern auch die Verantwortung von Unternehmen und Institutionen beeinflusst. Dieser Artikel untersucht die Gründe für diese Veränderungen und die Bedeutung von Green Finance für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft.
Warum verändert sich die Finanzstrategie?
Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit gehören zu den größten Herausforderungen der Gegenwart, welche Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Finanzsystem haben. Denn der fortschreitende Klimawandel vergrößert die Kluft zwischen den armgemachten und den reich gewordenen Ländern und Menschen. Klimaschutz verhindert Armut und leistet so einen Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit. Der Druck der Gesellschaft für Umweltschutz (Environment), soziale Gerechtigkeit (Social) und Unternehmensführung (kurz ESG) treibt Unternehmen zu ESG-konformem Handeln und zu «Nachhaltiger Finanzierung».
Was ist grüne Finanzierung (Green Finance)?
«Green Finance» und entsprechend «Green Investments» beziehen Umwelt und Klima aktiv in Entscheidungen in der Finanzwelt ein. So werden zukunftsorientierte Investitionen in nachhaltige Unternehmen, Projekte und Produkte beschleunigt. Im originären Sinn sind Investitionen gemeint, die beispielsweise erneuerbare Energien, Energieeffizienz, sauberes Wasser, nachhaltige Landwirtschaft voranbringen und damit Ressourcen schonen. Green Finance kann in der Umsetzung in Form von Umweltkrediten für beispielweise Solaranlagen auf Hausdächern, grüne Anleihen (Green Bonds) oder Schuldscheinen (Green Loans) zur Finanzierung von Windparks oder einem Investment in Ökofonds gefunden werden.
Wie «grün» ist grüne Finanzierung?
Beim „Finance-First-Ansatz“ werden Investitionen in Unternehmen renditeorientiert getätigt, die negative soziale, ethische oder ökologische Ausrichtungen lediglich vermeiden. Bei der Finanzierung können Einschränkungen bei der Kreditvergabe bis hin zur Verweigerung von Krediten die Folge sein. Beim „Impact-First-Ansatz“ soll das angelegte Geld die Welt tatsächlich besser machen, auch wenn das zu Lasten der Rendite geht. Impact Investing ist somit die aktivste Strategie, um nachhaltige Veränderung herbeizuführen. Investoren suchen gezielt Unternehmen, Organisationen (NGOs) oder Fonds, um messbaren sozialen oder ökologischen Nutzen zu erzielen.
Wann ist grüne Finanzierung auch wirklich «grün»?
Die derzeitige Situation ist geprägt durch unscharfe Nachhaltigkeitsdefinition, mangelnde Transparenz, wenig Daten und die Selbsteinstufung von Institutionen und Anlageprodukten. Diese Gemengelage ist angesichts des stark wachsenden Interesses an Nachhaltigkeit bei Anlegern und Öffentlichkeit anfällig für Green Washing. Auf der Suche nach einem Gütesiegel für Ihre Finanzentscheidungen orientieren sich viele Kapitalgeber und -nehmer an freiwilligen Richtlinien, wie an den Green Bond Principles (GBP), Sustainability Bond Guidelines (SBG) and Sustainability-Linked Bond Principles (SLBP) der International Capital Market Association (ICMA) oder an den Green Loan Principles der Loan Market Association (LMA).
Wie sieht die Zukunft von Green Finance aus?
Aktuell stehen zahlreiche Unternehmen vor den Herausforderungen die notwendigen Daten für die eigene Nachhaltigkeit zu messen und aufgrund der gesetzlichen Offenlegungspflichten bzw. der freiwilligen Berichterstattung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Einen zusätzlichen Datenbedarf obliegt den Kreditgebern und Investoren, die durch ihre Kredite und Investitionen in nachhaltige Unternehmen, Projekte und Produkte Anteile erworben haben und ebenfalls über Ihren ESG-Anteil berichten müssen. Auch entwickelt sich das Regelwerk nach dem zu berichten ist weiter. Green Finance ist und wird ein wesentlicher Treiber für eine nachhaltigere Zukunft bleiben.
Autor
Ralf Klein ist Managing Partner bei Convista und verantwortet den Bereich Financial Asset Management. Mit seiner mehr als 20 jährigen Erfahrung in der Kapitalanlageverwaltung bei Banken und Versicherungen liegt ein Schwerpunkt seiner Beratungstätigkeit im Bereich Green Investing.
Managing Partner
Ralf Klein
Autor
Nico Pacozzi ist ein erfahrener Consultant bei Convista mit einem Bachelor-Abschluss in Betriebsökonomie, Schwerpunkt Banking & Finance. Er bringt sein Fachwissen in der Betreuung von Kunden im Treasury-Bereich ein, insbesondere im Financial Asset Management. Sein besonderes Interesse gilt dem Bereich Green Finance, was sich auch in seiner Bachelor-Arbeit über nachhaltiges Investieren widerspiegelt.
Consultant
Nico Pacozzi